Den Shaker tanzen lassen

Ein Barkeeper in São Paulo würzt seine Cocktails mit Einflüssen aus seiner Heimatregion Bahia.
Laércio de Souza Silva, Spitzname Zulu, verwendet Aromen aus seiner Heimatregion Bahia in seinen Cocktails.
Laércio de Souza Silva
Mixologe, Raiz Bar, Anexo 474; Gründer von Zulu Bitters

Laércio de Souza Silva, Spitzname Zulu, wuchs auf einer Farm in Tapirama, einem kleinen Dorf in Bahia auf und half seinem Vater bei der Zubereitung hausgemachter Medizin für das kranke Vieh. „Meine Eltern haben natürlich auch moderne Medikamente verwendet, aber ich habe auch die Herstellung von Kräuterzubereitungen gelernt.“

Mit Muscheln, Wurzeln, Blättern, Früchten und Blüten fertigte Laércio Heilmittel für leichtere Erkrankungen an. Er erinnert sich noch an eine Zubereitung mit Tee aus Jurubeba-Blättern und grüner Balsamrinde aufgegossen mit kaltem Wasser gegen Leber- und Verdauungsprobleme. Später wandte er die Kenntnisse, mit denen er aufgewachsen war, beim Mixen seiner exotischen Cocktails an und versetzte sie mit den Aromen von Bahia.

Für seine Zulu Bitters verwendet er ausschließlich Zutaten aus der Region, und, wie er sagt, nur das Beste Brasiliens.
Bahias Herz und Seele
Mit der eigenen Bitter-Marke spiegeln Zulus Drinks seine Herkunft wider

Sie finden ihn hinter der Bar im Raiz, im bunt gemischten Pinheiros-Viertel, und im Anexo 474 in Itaim Bibi, einem der angesagtesten Viertel der Stadt. Seit acht Jahren arbeitet er an der Perfektionierung seiner Zulu Bitters, die er nebenbei von Hand herstellt. „Ich habe alles zusammengemischt, was mit meiner Kultur zu tun hat, als Ausdruck meines Aroma-Stammbaumes. So entstand Zulu Bitters.“

Der Markenname der Produkte kommt von seinem eigenen Spitznamen, Zulu, den er seit Highschool-Zeiten trägt. „Ich recherchierte über den Zulu-König Shaka und mir gefiel diese Geschichte sehr. Heute bin ich in São Paulo eigentlich nur als Zulu bekannt.“

Einige seiner Cocktailbitter reifen im Fass und verleihen den botanischen Aromen eine würzig-holzige Note.
Schaffensfreiheit

„Meine Schaffensfreiheit als Barkeeper ist für mich Motivation“, sagt Zulu, der leidenschaftlich gerne klassischen brasilianischen Cocktails seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Für seine Version des Piladinho, einem gemixten Cocktail, der beim Karneval in Bahia beliebt ist, zerstößt er Kaffeebohnen von Hand, um ihre Aromaöle freizusetzen, und gibt diese anschließend in den Tanqueray Gin. Anschließend kommen seine eigenen Cocktailbitter hinzu, sowie Honig aus der Region Abaetetuba, der von Ureinwohnern aus dem Amazonasgebiet produziert wird. Um schließlich noch die Aromen des Waldes einzufangen, nutzt er die Schalen von Amazoniens Cupuaçu-Frucht, die dem Kakao ähnelt, als Shaker.

„Was ich mit meiner Arbeit zeigen möchte, ist etwas anderes, als die kitschige Vorstellung von Brasilien. Wir tragen keine Hüte mit Früchten darauf, wie Carmen Miranda. Mein Ziel ist, es dieses Bild zu vertreiben, und die Schönheit der authentischen Aromen Brasiliens hervorzubringen.“

Zulu lernte viel über Aufgüsse, als er in Tapirama, einem kleinen Dorf in Bahia, aufwuchs.
Zum Erlernen seines Handwerks

„Ich bin nach São Paulo gekommen, weil es in Bahia kaum eine Cocktail-Kultur gibt, und wollte Mixologe werden“, sagt Zulu. Es gab keinen besseren Lehrer, als die Stadt selbst. „Für mich ist São Paulo zur ,Schule des Lebens‘ geworden.“

2010 erschuf er Zulu Bitters, und vier Jahre später wurde er beim Diageo Reserve World Class, einem internationalen Mixologie-Wettbewerb, zum „Besten Barkeeper Lateinamerikas“ gekürt.

Zulus Cocktailbitter und sein Cocktail-Stil weisen eine klar erkennbare Bahia-Note auf. „Unsere Lebensart ist etwas Besonderes“, erklärt er. „Wir werden in Brasilien auch „ein kleines Stück Afrika“ genannt. Wir gehen lächelnd und mit sonniger Laune durchs Leben. So stehe ich auch hinter der Bar und so ist mein Ansatz beim Mixen.“

Lokale Empfehlungen

Entdecken Sie São Paulo mit Laércio de Souza Silva

Laércio de Souza Silva, besser bekannt als Zulu, wuchs in einem kleinen Dorf auf, das sich fast 24 Autostunden von São Paulo entfernt befindet. Er zog in die größte Stadt Brasiliens, um Mixologe zu werden. Hier führt er Besucher zu Entdeckungstouren durch die Metropole, wie ein echter Paulistano.

Bars und Nachtleben

Wo die Barkeeper hingehen

Marcio Silva ist ein Star unter den brasilianischen Mixologen. 2016 eröffnete er seine Bar Guilhotina (84 Rua Costa Carvalh; +55 21-97545-4896) in Pinheiros, wo es einige der besten Cocktails in der ganzen Stadt geben soll. Zwei der beliebtesten? Vitriol: eine Kombination aus hausgemachtem Hibiskus-Sirup und Himbeerlikör mit Bourbon; und Classy As F**k, eine berauschende Mischung aus Gin und Whiskey, abgerundet mit Chai-Masala-Gewürzen. Auch das urige Boca de Ouro (1121 Rua Cônego Eugênio Leite; +55-11-4371-3933) ist für seine hervorragenden, klassischen Cocktails bekannt. Wenn Sie mal was Besonders probieren wollen, empfiehlt Zulu Ihnen Macunaima aus brasilianischem Cachaça und Fernet-Branca, einem beliebten Amaro bei Barkeepern auf der ganzen Welt.

Das Drosophyla (163 Rua Nestor Pestana; +55-11-3120-5535) hat den Touch einer illegalen Bar aus Prohibitionszeiten und zählt zu den hippsten Kneipen der Stadt. „Mit der dunklen Beleuchtung, den Gemälden und klassischen Möbeln zwischen all den betörenden Düften fühlt man sich wie im eigenen gemütlichen Heim“, sagt Zulu. Und der Basilikum-Caipirinha ist göttlich.

Wenn man das Drosophyla betritt, hat man das Gefühl, in die eigenen gemütlichen vier Wände zu kommen.

Restaurants

Restaurants mit brasilianischer Regionalküche

„Hierher komme ich, wenn ich Heimweh habe“, sagt Zulu und meint das Consulado da Bahia (534 Rua dos Pinheiros; +55-11-3085-3873), bekannt für seine traditionellen Gerichte wie Moqueca, einem Meeresfrüchte-Eintopf mit Kokosmilch, Acaraje, gebackene Plätzchen aus Schwarzaugenbohnen und Carne seca, gepökeltes Rindfleisch, aber auch für seine bunte, vom Karneval inspirierte Einrichtung. Wunderbar angerichtete und gefühlvolle Küche gibt es in Ivo Lopes Avenida Café Bistro (52 Rua Ibipetuba; +55-11-2373-7213), zum Beispiel hauchdünnes Oktopus-Carpaccio, Pfirsichpalmenpasta mit Lachsrogen und herrlich dekadente, hausgemachte Desserts.

Zulu war schon Fan von Rodrigo Oliveiras Restaurant Mocotó (1100 Avenida Nossa Sra do Loreto; +55-11-2951-3056), lange bevor es von Latin America's 50 Best Restaurant's Academy zu einem der besten 50 Restaurants Lateinamerikas gekürt wurde. Das Mocotó war das erste Restaurant, in dem Zulu die Aromen seiner Heimat in Sao Paulo wiederfand. Die Torresminhos, knusprige Speckschwarte, und die berühmten Dadinhos de tapioca, kleine goldbraune Tapioca-Käsewürfel, sollten Sie unbedingt probieren. Lecker!

Knusprig-herzhafte Dadinhos im Mocotó.

Musik und Tanz

Spüren Sie den Rhythmus von São Paulo

Schnuppern Sie in das afro-brasilianische Leben von heute: Das Jongo Reverendo (170 Rua Inácio Pereira da Rocha; +55-11-94021-5991) im angesagten Stadtviertel Vila Madalena ist der Anlaufpunkt für das Beste unter einem Dach, das die brasilianische Musik und Kunst zu bieten haben, neben einer kleinen Speisekarte mit Snacks und Brandy-Drinks. Hier werden afrikanische Tanzkurse gegeben, und an Wochenenden kann man Zulu bei einer Percussion Jam zusehen.

Zulu ist außerdem Capoeira-Schüler, eine Kampfkunst mit Tanzelementen, die von Sklaven aus Westafrika nach Brasilien gebracht wurde. Für Zulu ist die Associação de Capoeira Casa Grande e Senzala (1.207 Rua dos Pinheiros; +55-11-99282-4377) sein zweites Zuhause. Melden Sie sich selbst zu einem Kurs an, oder schauen Sie in einer Capoeira Roda, dem Kreis, zu, wie zwei Gegner diese elegante Kampfkunst praktizieren, die sehr an eine Tanzchoreografie erinnert.

Das legendäre Centro de Lazer Fabrica de Pompéia (Freizeitzentrum in der Pompéia Fabrik), heute einfach als SESC Pompéia (92 Rua Clélia; +55-11 3871-7700) bekannt, wurde 1982 von dem italienischen Architekten-Ehepaar Lina Bo und P.M. Bardi umgebaut. Das Gebäude beherbergte in den 1920er-Jahren eine Steeldrum-Fabrik und später eine Kühlschrank-Fabrik, bevor es zum Gemeindezentrum mit breitem Angebot umfunktioniert wurde. In dem auffallenden architektonischen Komplex befinden sich heute Theater, Kino, Galerien und Fitnessstudios.

Im Sesc Pompeia. Fotos mit freundlicher Genehmigung von Marco Antonio.

Stadtteilführer

Entdecken Sie die unterschiedlichen Enklaven São Paulos

Zulu ist vor allem von den aufstrebenden Stadtvierteln São Paulos angezogen. Das legere Viertel Vila Madalena ist skurril mit allgegenwärtigem Bohème-Touch und so das perfekte Mekka für Läden mit Kaffeespezialitäten. Einer der interessantesten ist Coffee Lab (1340 Rua Fradique Coutinho; +55-11-3375-7400), wo Gäste von Inhaberin Isabela Raposeira einiges über Javakaffee lernen können. Es werden Barista-Kurse angeboten, bei denen Sie das sinnliche Ritual des Geschmacksvergleichs und die richtige Zubereitung von Espressos und Kaffee-Drinks erlernen. In Pinheiros können Sie auf dem Bauernmarkt (306 Rua da Cantareira; +55-11-3313-3365), von den Einheimischen Mercadão genannt, sämtliche hiesigen Aromen von Kaffee bis zu Frischwaren probieren. „Der Markt ist ein Sinnbild für São Paulo selbst. Die angebotene Ware kommt aus der ganzen Welt. Sie betreten den Markt und beobachten die Menschen, wie sie die Umgebung genießen und die Düfte von Früchten und Gewürzen in sich aufnehmen. Es ist ein faszinierender Ort mit Ausstrahlung.“

Zum Relaxen empfiehlt Zulu die Karaoke Box Kampai (638 Avenida da Liberdade; +55-11-3277-1766). Hier trifft er sich mit Freunden zu spontanen Gesangseinlagen. Eine tolle Art, seine Zeit im Stadtviertel Liberdade zu verbringen, wo sich auch Little Tokyo befindet. Sie betreten das Stadtviertel durch das Bogentor mit den roten Säulen. In den Geschäften auf der Avenida Liberdade erhalten Sie Spezialitäten, die direkt aus Japan importiert werden.

Coffee Lab ist mehr als nur ein normales Café. Fotos mit freundlicher Genehmigung von Renato Parada.